Der Arlberg und die Bahn

Wo die Verwall-Gebirgsgruppe im Süden und die Lechtaler Alpen im Norden einander die Hand geben, dort liegt der Arlberg. Der Pass verbindet das Klostertal im Westen mit dem Stanzer Tal im Osten. Im Lauf der Jahrhunderte kam diesem günstigsten Übergang zwischen den österreichischen Bundesländern Vorarlberg und Tirol mal mehr, mal weniger starke verkehrliche Bedeutung zu. Eine wichtige Rolle spielte dabei vor allem ein Gut, das Salz, welches – im Salzkammergut um Hallstatt gewonnen – Richtung Bodenseeraum befördert werden musste.

Die Industrialisierung ließ im 18. und 19. Jahrhundert erstmals aus heutiger Sicht ernst zu nehmende Verkehrswege über den Arlbergpass entstehen. Dazu zählt auch die Arlbergbahn, die allerdings nicht über die Passhöhe, sondern in einem fast 11 Kilometer langen Tunnel drunter durch führt. Die Arlbergbahn verbindet Innsbruck mit Bludenz und hat überregionale Bedeutung für den Bahnverkehr aus Österreich in die Zentralschweiz und in den westlichen Bodenseeraum.

Ausgangspunkt der Arlbergbahn ist Bludenz. Der Ort ist vielen als Milka-Stadt geläufig. Die sechstgrößte Gemeinde Vorarlbergs begrüßt ankommende Bahnreisende auch gleich mit einem süßen Schoko-Duft. Emittent des Aromas ist das gleich am Bahnhof gelegene Produktionswerk der Kraft-Gruppe. Olfaktorisches Marketing nennt man das wohl unter Fachleuten. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann auf dem Weg vom Bahnhof in die Innenstadt auch gleich im Werksverkauf vorbeischauen, der zu ortsüblichen Zeiten geöffnet hat. Die Milka-Fabrik in Bludenz Bludenz ist auch Ausgangspunkt der Montafonerbahn nach Schruns. Die im Besitz der gleichnamigen Bahngesellschaft befindliche Strecke ist fast 13 Kilometer lang und wird inzwischen auch von Fahrzeugen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) befahren. Umgekehrt erreichen die Triebwagen der Montafonerbahn sogar den Lindauer Inselbahnhof in Deutschland. Nachdem sich die Gleise der Montafoner- und der Arlbergbahn im östlichen Stadtgebiet getrennt haben, steigt die Hauptstrecke stark an. Im Bild hat 1116 104 mit dem Eurocity 163 (Zürich – Graz) Bludenz gerade verlassen und die ersten Meter der Steigung erklommen (19.07.2014). Anstieg zum Arlberg Zwischen Bludenz und Landeck (auf der anderen Seite des Arlbergs) verkehren praktisch nur Fernverkehrszüge im Personenverkehr. Entsprechend übersichtlich ist die Anzahl der Halte auf den 65 Kilometern: Die Intercity-, Eurocity-, Euronight- und Railjet-Züge halten nur in Langen am Arlberg sowie in Sankt Anton am Arlberg. Kleinere Orte wie Dalaas oder Wald werden im ÖPNV gar nicht mehr bedient.

Dalaas verfügt dafür über eine noch ansehnliche Infrastruktur. Die drei Gleise sind wohl der eingleisigen Streckenführung auf der westlichen Rampe geschuldet. Die ÖBB benötigt die Gleise hier, um Zugbegegnungen gewährleisten zu können. Am 19.Juli.2014 zieht 1116 172 mit einer Schwester einen Güterzug die Rampenstrecke hinauf durch Dalaas. Dalaas Ein ähnliches Bild zeichnet sich in der benachbarten Station Wald am Arlberg. Auch hier steigt in der Regel kein Fahrgast mehr in einen Zug. Immerhin sind ab und an schicke bunte Lokomotiven zu sehen – so wie hier 1116 153, die mit Unterstützung einer Schwestermaschine am 19. Juli 2014 einen kurzen Güterzug zieht. Der recht monotone Fahrzeugeinsatz am Arlberg dürfte Bahn-Fotografen auf der Suche nach Abwechslung eher abschrecken.Gz in Wald Einzigartig in Europa dürften die Intercityzüge mit Autotransport sein, die die ÖBB ab Feldkirch nach Wien und vi­ce ver­sa anbietet. Einen solchen Zug (IC 860 Wien – Bregenz) sehen wir hier bergab rollend am 19. Juli 2014 die Station Wald am Arlberg passieren. Die Autotransportwagen ließen sich aufgrund der Länge und ihrer Reihung am Zugschluss leider nicht mit ins Bild packen. Wald-IC Um die Stromversorgung der Arlbergbahn gewährleisten zu können, bauten die Österreische Bundesbahnen am Bahnhof Wald (damals noch Dannöfen) das Speicherkraftwerk Spullersee. Unterhalb des Bahnhofs liegt das Krafthaus, dass von drei Triebrohren mit Wasser aus einem See 800 Meter oberhalb versorgt wird. Hinter Wald ist die Arlbergstrecke zunehmend unzugänglicher trassiert und verläuft großenteils in Tunneln. In Langen kreuzt sie noch einmal die Passstraße, bevor die Gleise im Arlbergtunnel den Scheitelpunkt der Gebirgsbahn bei 1311 Meter Meereshöhe passieren. Erst bei Sankt Anton am Arlberg tritt die Strecke wieder an das Tageslicht.

Der Arlbergpass selbst liegt auf 1.800 Metern über dem Meer und kann nur auf dem Straßenweg erreicht werden. Das imposante Alpenpanoram zieht im Sommer viele Wanderer, im Winter Skitouristen auf die Höhen nach Sankt Jakob am Arlberg. Nach Westen ergibt sich von der Passhöhe diese Aussicht (19.07.2014): Blick nach Vorarlberg In den vergangenen Jahren ist die Arlbergbahn auf großen Teilen neu trassiert und mit einem zweiten Gleis versehen worden. Die nächsten Ausbauvorhaben sehen unter anderem eine Begradigung des Bahnhofes in Dalaas und ein zweites Gleis zwischen Braz und Bludenz vor. Dann dürften auch Bilder aus diesem Bericht historisch werden.

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